Vita

oder: wie alles begann

ICH Markus Gerhards

SEIT März 1977, 12.15 Uhr

IM Kreißsaal des Elisabeth-Krankenhauses Mönchengladbach-Rheydt

UM wenige Jahre später mit Begeisterung Sport zu treiben und zu lesen – viel zu lesen.

WEIL Rocky Balboa und Sport damals unzertrennlich waren und meine Eltern mir stets Geschichten ermöglichten: Aus Vorlesen wurde Lesen und Schreiben …

BIS ich selbst Geschichten weitergeben konnte – an meine eigenen Kinder Paula, Lotte und Mattes.

WÄHREND zuvor noch die ein oder andere Prüfung in Schule und Uni stattfand.

WIE zum Beispiel das Abitur am Cusanus-Gymnasium Erkelenz, das Diplom in Geografie an der Universität zu Köln oder die Zweite Staatsprüfung für Lehrämter in Engelskirchen

WOBEI ich mir als studentische Hilfskraft in einem Elektronikmarkt, einer Anwaltskanzlei und einem Stadtplanungsbüro das Geld für die Zeit außerhalb des Hörsaals verdiente. Ein nicht geringer Teil davon landete in den Kassen der umliegenden Buchhandlungen – zum Glück.

UND SO hätte ich eigentlich gewarnt sein müssen, dass ich von meinem Auslandssemester an der University of Salford, Manchester nicht mit leichtem Gepäck zurückkehren würde: Das bedruckte Papier in meinem „Köfferchen“ wog über 50 (!) Kilogramm, was zuerst der Check-In-Mitarbeiterin am Gate die Sprache verschlug und danach mir den Schweiß auf die Stirn trieb. Denn mir blieben bis zum Schließen des Schalters weniger als 30 Minuten, um überhaupt erst mal eine zweite Tasche kaufen und danach den Kofferinhalt gleichmäßig verteilen zu können.

Beim Blick in mein Bücherregal erinnere ich mich noch heute gerne daran, dass ich am Ende tatsächlich in dem Flieger saß, den ich gebucht hatte –irrerweise ohne Aufpreis. Denn das war der Deal der Dame am Check-In gewesen: Entweder ausreisen ohne mein heavy-duty Gepäck oder umschichten auf zwei Taschen und dann (wie auch immer) nichts extra zahlen müssen. Irgendwie hing es zusammen mit dem Fluggast vor mir, vermutlich durfte ich seine Ballastlücke füllen.

Und alles „nur“ für jede Menge bedrucktes Papier …

BIS HEUTE ist Papier ein wesentlicher Bestandteil meiner Arbeit: Klassenbücher, Klausuren, Eltern-Informationsschreiben, Unterrichtsentwürfe, Schulbücher und so weiter sind trotz Digitalisierung allgegenwärtig. Doch vor allen Dingen komme ich als Lehrer jeden Tag mit vielen jungen Menschen zusammen, aber eben auch mit zahlreichen älteren. Die einen treffe ich im Unterrichtsraum, die anderen im Lehrerzimmer. Der mehrfache Rollenwechsel im Laufe eines Lehrerarbeitstages gehört also genauso dazu wie die Rolle des Vermittlers zwischen diesen beiden Welten – die Bilder in den Köpfen der einen müssen möglichst passgenau und vollständig in die Köpfe der anderen hinein. Nur so ist gegenseitiges Lernen möglich, nachhaltiges Lernen mit Begeisterung.

Geschichten zu erzählen ist nichts anderes, egal ob mit Lauten oder Buchstaben. Das Wichtigste ist, dass beide Seiten daran viel Freude haben und die Bilder in den Köpfen möglichst gut ankommen. Wer als Erwachsener eine Kindergeschichte erzählt, muss umso sorgfältiger auf diese Bilder achten, muss dafür zeitweise wieder jung sein, ohne aber den Erwachsenen in sich zu vergessen. So funktioniert gutes Lehrer-Sein. So entstehen bewegende Geschichten.

Ich bin Diplom-Geograf und Lehrer. Studiert habe ich die Fächer Erdkunde, Städtebau, Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Verkehrswissenschaften und auch etwas Germanistik. In Rheinberg am Niederrhein unterrichte ich seit 2010 Erdkunde, Sozialwissenschaften und Politik – Fächer, die nah an der Lebenswelt der Schüler sind und häufige Perspektivwechsel auf beiden Seiten erfordern. Jeden Tag ist man hier von neuen Geschichten umgeben.