Meine Geschichte

oder: die Frage nach dem Warum

Ich weiß gar nicht mehr, wann bei mir der Wunsch danach aufkam – eines Tages war sie da, die Idee für meine eigene Geschichte. Das Manuskript habe ich Jahre später auf einer Backup-Disc gefunden, die also nicht aus meiner C64- oder Amiga 500-Zeit stammen konnte. Dafür musste ich bereits einen „richtigen“ Computer besessen haben. Und einen solchen hatte ich mir zu Beginn meines Studiums gekauft: 1998 – autsch!

Die Hauptfigur meiner ersten Geschichte – mehr als ein Grobgerüst wurde es nie – war ein jugendlicher Bücherwurm, der in den ersten Zeilen des Manuskriptes mit folgenden Worten vorgestellt wurde:

Es waren nur wenige Seiten, die er bisher gelesen hatte, die ihn in das Geschehen eintauchten, darauf aus, unbemerkt einen möglichst großen Teil seines Ichs für den lebhaften Raum zwischen den Zeilen zu erobern.

Ein Buch war für ihn erst dann mehr als nur eine Sammlung schwarzer Buchstaben, wenn man nach seinem Kauf ungestört im Sessel versinken konnte, um die Welt um sich herum zu vergessen und zu einem unsichtbaren Beobachter in dem abgedruckten Leben eines Fremden zu werden.

Dieser Beobachter war es gewesen: Seinetwegen hatte ich angefangen zu schreiben – er war die Idee. Ich wollte meine Hauptfigur eben genau zu dem machen, was ich bislang immer selbst gewesen war und nun nicht mehr nur einzig sein wollte: ein Beobachter im Buchleben der Anderen. Ich träumte davon, selbst Geschichten zum Leben zu erwecken, Abenteuer zwischen die Buchdeckel zu zaubern.

Aber nochmal: Es blieb nur ein Grobgerüst – das Studium forderte mich in anderen Bereichen …

Und wie schnell können alte Träume in Vergessenheit geraten, wenn sich zwischendurch auch andere einfinden. Erst musste Jahre später meine älteste Tochter geboren werden, um mich zu erinnern. Ihr wollte ich ein einzigartiges Geschenk machen, eins, das ihr so niemand sonst machen konnte, weil ich es entwerfen würde: Eine eigene Geschichte.

Ok, für eine fast Dreijährige kam ein Roman nicht in Frage – der Traum musste also wie mein Kind, wie wir alle, klein beginnen. Kam mir gerade recht, denn bevor man ein Schloss baut, sollte man sich vielleicht erst einmal an einem Baumhaus versuchen. (Randnotiz: Das Baumhaus meiner Kindheit hätte ich für kein Schloss der Welt eingetauscht!)

Und so entstand die Geschichte von Hahnrich Morgenschreck.

Zwei Jahre später kam dann meine zweite Tochter auf die Welt. Und es war klar, dass auch sie ihr ganz persönliches Kinderbuch bekommen sollte: Trudi Bammbelbi

Beide Bücher folgten der klaren Vorstellung, sie unbeeindruckt von aktuellen Markttrends zu fertigen. Sie sollten Old School sein, ähnlich den Kinderbüchern meiner eigenen Kindheit: Kein Schnickschnack, sondern eine gleichmäßige Aufteilung von Text- und Bildelementen mit dem Ziel, die Phantasie der Kinder anzuregen, was gut gelingt, wenn ihnen nicht zu viele Bilder unter die Nase gerieben werden.

So weit so gut, allerdings brauchte ich einen Illustrator. Denn meine unglaublichen Zeichenkünste hätten die kindliche Phantasie garantiert überstrapaziert. Glücklicherweise konnte ich für mein Vorhaben einen Arbeitskollegen gewinnen, der schon damals experimentierfreudig und kreativ genug war, sich auf meine kleine Verrücktheit einzulassen: Dennis Bachmann

Während der Entstehung der beiden Bücher haben wir unglaublich viel gelacht und voneinander gelernt – aus Kollegen wurden Freunde. Doch wurde die Arbeit an Trudi Bammbelbi von großen Sorgen um meine plötzlich schwer erkrankte Tochter überschattet, so dass dieses zweite Kinderbuch unter Hochdruck fertiggestellt werden musste. Für eine Veröffentlichung hatte deshalb zunächst die Zeit nicht mehr gereicht, was angesichts der nun wieder strahlenden Kinderaugen nebensächlich war. Denn wie durch ein Wunder wendete sich alles zum Guten und jene Schatten wurden sehr viel kleiner. Schließlich fand auch Trudi Bammbelbi den Weg in die Buchhandlungen.

Und mich ließ die bienenkundliche Grundidee dieses Buches nicht mehr los, so dass in Folge nach einigen schönen Zufällen und Begegnungen Brummsumm entstand – eine ganz besondere Mischung aus Vorlese- und Sachbuch.

Tja, und wo drei Kinder sind, da gehören auch mindestens drei Bücher hin. Somit ist ganz klar, dass es auch für mein jüngstes Kind, meinen Sohn, eine eigene Geschichte geben muss. Wir werden sehen …