Dies hier war überfällig. Zumal sich der Terror nun ein weiteres Mal jährte. Und sie alle warteten bereits auf Ergebnisse; seine Gefährten mehr noch als das Pack, das ihn seit jeher mit Argwohn beobachtete. Er musste schmunzeln.

„Lass den Hundertjährigen Krieg mal aus, auch den Dreißigjährigen!“ Oberstudienrat Brandeisen schnäuzte in ein krustig-steifes Stofftaschentuch, das garantiert schon seit dem letzten Schuljahr in seinem abgetragenen Cord-Jackett steckte. „Fang am besten beim Großen Krieg an“, ergänzte er, ohne aufzusehen. Ich zögerte. Sah mich verstohlen in der Klasse um. Hoffentlich kapierte ein anderer, was Brandeisen meinte.

Mit dieser Geschichte hatte sie nicht gerechnet. Ihr Gesicht wurde immer blasser. Absolut nicht mehr gerechnet. Zumindest jetzt nicht mehr; er hätte es zu Lebzeiten jederzeit preisgeben können. Warum erst jetzt? Und warum waren diese Arschlöcher nicht schon letzten Monat damit gekommen? Sie pfefferte das Handy aufs Sofa. Im Juni!

Auf Station Uropa wurde das Tageslicht gelöscht, wie immer langsam und dimmend, bis es der Dunkelheit begegnete. Dann herrschte Nachtruhe in diesem Teil des Schiffs. Was Claire Etienne nicht sah, aber wusste:

Schreiben. Heute ein weiteres Mal im Bett. Er machte sich nichts vor, weder über seinen Zustand noch über den seiner Familie, oder was davon übrig war: von der Heimat. Die seltsam war ohne den Zusammenhalt ihrer Mitglieder. Eines Volkes. Eines mit Identität.

Es ist die erste Samstagnacht im September 1947. In einem einsamen Haus am Bannwaldsee, irgendwo im Allgäuer Voralpenland, sitzt auf Holzstühlen ein gutes Dutzend junge Denker, die meisten von ihnen zwischen 20 und 30 Jahre alt.

„Was hast du vor?“ Stirnrunzelnd sah er sie an. „Ein Sturm zieht auf und es wird bald dunkel.“ Sie knöpfte ihren Mantel zu. „So lange brauch ich nicht, Süßer!“ Ihr mechanisches Lächeln entblößte das obere Zahnfleisch.

Ein passables Äußeres soll sie nie gehabt haben, erzählt man sich. Doch erst die persönliche Begegnung mit ihr enttarnt die schamlose Untertreibung dieser Wertung derart, dass es eher das Kompliment an eine frisch gebackene Miss America sein könnte. Amerika – Land der unbegrenzten Möglichkeiten!

Tief unter der Erde wurde die Basaltkathedrale in majestätisches Licht getaucht, als sich zwei Stirnlampen aus der Höhle herausschälten, die wie ein Wurmloch im Fels klaffte. Sofort wurden unglaubliche Formen an die schroffen Wände geworfen.

Dort am seichten Ufer, wo sich das Wasser verspielt kräuselte statt den heiteren Reigen der Flussmitte zu tanzen, die heute, siebenundsiebzig Jahre danach, längst nicht mehr so finster wirkte, war einst der Sherman-Panzer in seinem Blickfeld erschienen.